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PR-Vergütung: Nicht so schüchtern

Während die journalistischen Honorare seit Jahren unter Druck sind, ist in der Öffentlichkeitsarbeit weiterhin gutes Geld zu holen – auch für freie Journalisten und Fotografinnen. Welche Ansätze sind realistisch? 

 

Noch vor 20 Jahren galt es unter JournalistInnen als anstössig, für Firmen, Verwaltungen, Parteien und Verbände zur Feder zu greifen. Zu gross war der Vorbehalt, durch die Nähe zur Manipulationsindustrie selbst manipulierbar zu werden.

Heute wird das Verhältnis zwischen BR und PR entspannter beurteilt: Wer die beiden Bereiche klar zu trennen weiss, kann trotz PR-Aufträgen unabhängigen Journalismus betreiben. Und so gibt es kaum noch freie Medienschaffende, die ihre journalistische Tätigkeit nicht auf die eine oder andere Art mit PR und Corporate Communication quersubventionieren.

Doch welche Ansätze können für solche Arbeiten verlangt werden? Während für das Texten journalistischer Artikel das «Regulativ über die Mindestlöhne und Mindestentgelte» zu Rat gezogen werden kann, fehlen gewerkschaftliche Empfehlungen für PR und Werbung.

«In der Kommission Freie und im Branchenvorstand Presse ist das ein Thema, das wir in nächster Zeit anpacken wollen», sagt Stephanie Vonarburg, Zentralsekretärin Presse bei syndicom. Dabei ist klar, dass solche Honorar-Richtwerte für selbständige Auftragsarbeiten nicht absolut sein können – allein schon, um nicht Gefahr zu laufen, wegen kartellähnlicher Absprachen juristisch belangt zu werden.

Aus diesem Grund erlassen auch die Verbände der Werbeagenturen und TexterInnen keine festen Honorarempfehlungen. Doch sie publizieren Kenndaten. PR Suisse etwa, der schweizerische PR-Verband, erhebt bei seinen Mitgliedern periodisch die Preisentwicklung nach Dienstleistung.

Für PR-Texte: 160 Franken stundenlohn

Die Spannbreite beginnt bei einem Stundenlohn von 127 Franken für Sekretariatsarbeit, ein Redaktor wird im Durchschnitt mit 197 Franken pro Stunde honoriert, während sich der Geschäftsleiter seinen Einsatz mit 295 Franken pro Stunde vergüten lässt. Auch der deutlich kleinere Texterverband erhebt in seinem «Marktmonitor» regelmässig die Ansätze seiner Mitglieder. Am aussagekräftigsten ist dabei der Median: Das ist jener Wert, bei dem die Hälfte der erhobenen Ansätze darunter, die andere Hälfte darüber liegt. Für Text- und Konzeptarbeiten beträgt das Median-Honorar 160 Franken pro Stunde.

Freie JournalistInnen dürften zwar selten das Selbstbewusstsein haben, solche Ansätze zu verlangen. Aber als Motivation, bei den Honorarverhandlungen etwas fordernder aufzutreten, kann der Vergleich mit den Agenturen und Texterinnen allemal dienen. Ein Aufschlag von 50 oder 100 Prozent auf den journalistischen Ansatz von aktuell rund 70 Franken Stundenlohn scheint bei PR-Arbeiten auf jeden Fall vertretbar, wobei eine Abstufung nach Art des Auftraggebers oder Produkt – Werbebroschüre, Firmenzeitschrift, Behörden-PR – möglich wäre.

Zu beachten ist, dass solche Texte meist nicht zweitverwertet werden können und dass die Honorare brutto ausbezahlt werden; vom Rechnungsbetrag gehen somit satte 25 Prozent in Form von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge für Pensionskasse und AHV weg.

Auch bei vielen FotografInnen befindet sich das Geschäftsmodell im Wandel. So hatte etwa Markus Forte, Zürcher Fotograf und Mitglied der Kommission Freie bei syndicom, bei seinem Berufseinstieg vor zehn Jahren ausschliesslich Kunden aus dem Medienbereich. Heute macht er aufgrund der Sparrunden der Verlage nur noch die Hälfte seines Umsatzes mit Zeitungen und Zeitschriften. «PR muss aber nicht öde sein, ich fotografiere sehr gerne für diese Kundschaft», so Forte. Er produziert insbesondere Bilder für Mitarbeiterzeitschriften, Kundenmagazine, Geschäftsberichte und Kampagnen. «Für mich ist diese Arbeit eigentlich eine ähnliche, abgesehen von der besseren Bezahlung.»

Das höhere Honorar begründet sich bei den Fotos durch erweiterte Bildnutzungsrechte seitens der Kunden: «Während ich in der redaktionellen Fotografie für die einmalige Nutzung meiner Fotos bezahlt werde, sind die Honorare im Kommunikations- oder Werbebereich abgestuft nach längerer Nutzungsdauer und grösserem Nutzungsumfang durch den Kunden.»

Fotos: ab 1200 Franken pro Tag

Dabei liegen Tageshonorare von 1200 Franken bis 2400 Franken drin. Doch auch bei Fotos macht es einen Unterschied, für wen sie produziert werden: «Weil ich mich nach wie vor primär als Journalist und nicht als Werbefotograf sehe, käme es mir nicht in den Sinn, Imagebilder, die ich im Auftrag einer Firma erstellt habe, als journalistische Arbeit anpreisen zu wollen.»

 

SAVE THE DATE:  Tag der Freien am 3. September in Zürich

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