Was wir uns für die Zukunft wünschen – und was uns echt Angst macht
«Direkte Medienförderung, geknüpft an Leistungsaufträge und klare Kriterien»

Ich wünsche mir für meinen Beruf, dass er wertgeschätzt bleibt. Auf der Rezipientenseite heisst das: Dass es in den Köpfen ankommt, dass Qualität auch digital kostet. Ich wünsche mir, dass der ökonomische Druck abnimmt, dass reine Publizistik ohne Quersubventionierung durch Auto- und Ticketportale wieder ein lohnendes Geschäftsmodell werden kann. Und dass die kollektiven Abgesänge auf die Medienlandschaft, der Kulturpessimismus, der sie durchzieht, und all die Weltuntergangsszenarien, die in den vergangenen Jahren unermüdlich herumgereicht wurden, langsam, aber sicher weniger werden. Mehr Zuversicht!
Damit es so weit kommt, wünsche ich mir eine direkte Medienförderung, geknüpft an Leistungsaufträge und einen klaren Kriterienkatalog. Eine Art Submissionsverfahren, wonach zum Beispiel Kantone und Gemeinden den Auftrag einer regionalen Berichterstattung öffentlich ausschreiben können. Sonst gibt es in der Schweiz bald Regionen, die gar nicht mehr oder nur noch spärlich mit journalistischen Produkten aus ihrer Region versorgt werden. Und das würde in diesem Land mit seiner politischen Kleinräumigkeit die direkte Demokratie untergraben.
Auch private Medienhäuser leisten gerade im Lokalen einen wichtigen Service public – oft ohne öffentliche Gelder im Rücken. Das darf nicht sein. Das neue Mediengesetz, das im Juni in die Vernehmlassung geschickt wurde, geht in diesem Zusammenhang nicht ansatzweise weit genug. Für die Gewerkschaft wünsche ich mir, dass sie sich weiter für einen Gesamtarbeitsvertrag einsetzt. Für einen starken Kündigungsschutz und gegen den systematischen Abbau in Redaktionen und Druckereien. Und dass sie weiterhin so zahlreiche Stimmen im Rücken hat, um diese Ziele zu erreichen.
«Ich muss mich anpassen an die Entwicklung, den ständigen Wandel. Das macht mir keine Angst»

Für unsere Generation verändern sich die Dinge sehr rasch. Ich bin fast sicher, dass Bargeld in weniger als fünf Jahren kaum mehr eine Rolle spielen wird. Das macht mir keine Angst. Mein Arbeitsplatz ist im ständigen Wandel und wird immer stärker digitalisiert. Diese Entwicklung gibt es in anderen Unternehmen, die im gleichen Bereich wie ich tätig sind, bereits seit Jahren.
Ich muss mich anpassen, da dieser Stein schon vor langer Zeit ins Rollen gebracht wurde. Ich erhoffe mir auch eine Zukunft, in der meine Arbeitstage nicht länger als vier Stunden dauern, damit alle einen Arbeitsplatz haben. Eine Zukunft also, wo dank Automatisierung und Digitalisierung weniger gearbeitet wird – auch wenn mir diese Option mehr schön als realistisch erscheint. Die Gewerkschaft sorgt dafür, dass dieser Wandel möglichst fair und menschlich vor sich geht, damit möglichst viele ihren Arbeitsplatz behalten können.
«Dass wir von einem Krankenkassensystem rüberwandern zu einem Gesundheitssystem»

Für die nächsten Jahre wünsche ich mir Gesundheit für mich und alle Menschen, die ich liebe, und die ganze Weltbevölkerung. Damit meine ich nicht nur Gesundheit im eigentlichen Sinn, sondern in allen Formen. So wünsche ich mir, dass die Bevölkerung sich weiter mobilisiert und mit einem gesunden Geist sich einsetzt für die Gleichberechtigung, für Frieden oder für eine ökologische und respektvolle Konsumation und noch mehr für die Umwelt.
Für die nächsten Jahre wünsche ich mir Gesundheit für mich und alle Menschen, die ich liebe, und die ganze Weltbevölkerung. Damit meine ich nicht nur Gesundheit im eigentlichen Sinn, sondern in allen Formen. So wünsche ich mir, dass die Bevölkerung sich weiter mobilisiert und mit einem gesunden Geist sich einsetzt für die Gleichberechtigung, für Frieden oder für eine ökologische und respektvolle Konsumation und noch mehr für die Umwelt.
Was fürchte ich? Ich fürchte, dass die Menschheit nach und nach vergisst, worum es meiner Meinung nach geht im Leben: dass sie vergisst zu lieben und nicht zulässt, geliebt zu werden, und dass sie vergisst, dass Geld und Konsumgüter uns nicht glücklich machen. Ein Spruch von Gandhi hilft mir, diese Furcht immer wieder loszulassen: «Du musst die Veränderung sein, die du in der Welt sehen willst. Als Menschen liegt unsere Grösse nicht darin, die Welt zu erneuern – das ist ein Mythos des Atomzeitalters –, sondern darin, uns selbst zu erneuern.»
Für meine berufliche Zukunft sehe ich vor mir, dass ich möglichst viel teilen, lieben, mich austauschen, mich nerven und mich wieder beruhigen möchte, um mich so lebendig wie nur möglich zu fühlen. Konkret bin ich offen für alles, was kommt, und dankbar, ein Dach über dem Kopf zu haben.
«Einen leichten Einstieg ins Berufsleben und mehr Möglichkeiten, Teilzeit zu arbeiten»

Ich studiere und arbeite Teilzeit. Manchmal habe ich Angst, dass es nach dem Studium schwierig wird, eine gute Stelle zu finden, die mich fordert und mir Spass macht. Diese Angst rührt daher, dass ich in meinem Umfeld beobachte, wie schwierig sich der Einstieg ins Berufsleben für viele gestaltet. Ich hoffe, dass sich das in den nächsten Jahren zum Besseren entwickelt und die ArbeitgeberInnen etwas von dem Trend abkommen, nur noch Praktika oder befristete Stellen für BerufseinsteigerInnen anzubieten, und das oft ohne Anschlussmöglichkeit.
Ich mache mir auch Gedanken dazu, wie ich es wohl einmal schaffen werde, Beruf und Familie zu verbinden. Wie viele in meinem Bekanntenkreis bin ich erst mit Ende zwanzig mit dem Studium fertig. Das bedeutet, dass die ersten Jahre in der Arbeitswelt mit den Jahren zusammenfallen, in denen Familienplanung ein Thema wird. Ich wünsche mir, dass mehr Möglichkeiten geschaffen werden, Teilzeit zu arbeiten (zum Beispiel im Job-Sharing mit jemand anderem in einer ähnlichen Situation) und dennoch anspruchsvolle Aufgaben übernehmen zu dürfen, sodass Frauen und Männer sich trotz Betreuungsaufgaben auch im Beruf weiterentwickeln können.
Ich fürchte manchmal, dass sich die Gesellschaft immer mehr in eine Richtung entwickelt, in der alle nur noch für sich schauen, aus Angst, keine Arbeit zu haben. Ich hoffe, dass wir da einen Weg finden, zusammenzuarbeiten und gesamtheitlicher zu denken.
Zuletzt wünsche ich mir, dass generell mehr (ehrlich) über Arbeit geredet wird. Öffentlich, aber auch privat und über die verschiedenen Berufsfelder hinweg. Arbeit ist so ein wichtiger Teil des Lebens, und dennoch, so scheint mir, nimmt gerade die Arbeit vielen Menschen die Energie, bewusst über sie nachzudenken und sich mit anderen darüber auszutauschen.
«Dass mehr Menschen den Wert einer Gewerkschaft zu schätzen wissen»

Was ich fürchte: Wie wichtig die Arbeit von syndicom ist, merkt man vor allem im Vergleich mit Ländern aus dem asiatischen Raum, wo Effizienz und das Wachstum einer Firma über das Wohl der einzelnen Mitarbeitenden gestellt wird. Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen den Wert einer Gewerkschaft zu schätzen wissen und verstehen, wie viel Arbeit und historische Relevanz dahintersteckt. Und dass es jetzt, im digitalen Zeitalter, umso wichtiger ist, Gewerkschaften zu unterstützen und die Rechte der Mitarbeitenden zu schützen.
Im digitalen Zeitalter scheinen sowohl Produkte als auch Berufe kurzlebig. Als Designerin muss ich informiert bleiben und mich ständig weiterbilden, um die neusten Methoden, Programme und Recherche-Tools beherrschen zu können. Darum schätze ich syndicom vor allem dafür, dass sie sich nicht nur für meine zukünftige «Employ ability» einsetzt, sondern diese auch proaktiv beim Arbeitgeber einfordert. Dieses Jahr konnte ich z. B. meine – im GAV verankerten – Weiterbildungstage verwenden, um eine Fachkonferenz mit spannenden Workshops zu besuchen.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich syndicom auch weiterhin für flexible Arbeitsmodelle einsetzt, die es allen ermöglichen, so zu arbeiten und zu leben, wie es ihnen am besten passt. Flexible Arbeitszeiten, Vaterschaftsurlaub und Lohngleichheit tragen dazu bei, dass man sein Leben unabhängig von veralteten gesellschaftlichen Modellen planen kann – das sorgt nicht nur für glückliche Angestellte, sondern auch für effizientere Ergebnisse im Arbeitsalltag.
«Den nächsten GAV PostAuto verbessern»

Für meine Kollegen und mich betrifft der wichtigste Wunsch für die nähere Zukunft wahrscheinlich den nächsten GAV PostAuto. Wir müssen unbedingt zurückgewinnen, was wir in den letzten Verhandlungen verloren haben. Das alte Lohnsystem und die Treueprämien müssen zurückkommen. Auch das System der Sechstagewochen soll überprüft werden. In den grösseren Regiebetrieben gibt es langsam viel zu viele Wochenenden, die nie kompensiert werden können.
Ausserhalb meiner Arbeit bei PostAuto bin ich daran, mein kleines Videoproduktions-Unternehmen aufzubauen. Mein Ziel ist nicht, bei PostAuto aufzuhören. Ich will aber dieses Hobby zu einem lukrativen Nebenerwerb machen. Aussagen zur ferneren Zukunft sind schwierig, man weiss nicht, wie es mit der Firma weitergeht. Möglichkeiten für eine Weiterentwicklung sind rar und unsicher, wechseln … ist es anderswo wirklich besser …
Abgesehen von Spinnen und dem Zahnarzt liegen meine grössten Ängste weiter in der Zukunft: Ich frage mich, was von der AHV übrig sein wird, wenn ich ins Rentenalter komme, und vor allem, wann ich mich pensionieren lassen kann: mit 70? Oder 80?
Wird es meine Arbeit noch geben? Oder wird es nur noch autonome Fahrzeuge geben? Werde ich in diesem Alter noch in der Lage sein, zu arbeiten …?