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Keine Hausarbeiterin ist illegal

Wer sorgt für eine saubere Wohnung? Wer pflegt kranke Menschen zu Hause? Wer kümmert sich um RentnerInnen, die Unterstützung im Alltag brauchen? Und wer betreut Kinder, wenn die Eltern erwerbstätig sind und keine Grosseltern zur Verfügung stehen? Natürlich wird diese gesellschaftlich notwendige Arbeit vorwiegend von Frauen geleistet – in den allermeisten Fällen unbezahlt.

Aber in der Schweiz sind es zudem über 40 000 Hausarbeiterinnen ohne geregelten Aufenthaltsstatus: Sie sind Sans-Papiers, arbeiten unter prekären Bedingungen und ohne sozialen Schutz. Oft wird von ihnen verlangt, rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen. Oder sie müssen versuchen, sich mit einer Vielzahl von Kleinst-Pensen in verschiedenen Haushalten über Wasser zu halten. Ihre Löhne sind niedrig, die Abhängigkeit von den Auftraggebenden ist gross und die Gefahr, in ausbeuterische Verhältnisse zu geraten, ebenso.

Die Internationale Arbeitsorganisation hat 2011 eine Konvention über «menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte» (IAO-Konvention Nr. 189) verabschiedet. Diese wurde von der Schweiz noch nicht ratifiziert. Der Bundesrat hatte als Antwort auf einen Vorstoss im Nationalrat Ende letzten Jahres angekündigt, er werde die Konvention dem Parlament in diesem Sommer vorlegen und die Ratifikation nach genauer Prüfung empfehlen oder davon abraten. Doch dann hat sich nichts mehr getan.

Eine landesweite Kampagne des Vereins «Hausarbeit aufwerten – Sans-Papiers regularisieren» verlangt nun die Aufwertung dieser Arbeit sowie die Legalisierung der irregulären Hausarbeiterinnen.

Der Verein wird von zahlreichen Organisationen getragen: Hilfswerke, Frauenverbände, Beratungsstellen und dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund. Wichtigstes Ziel ist es, diesen Missstand an die Öffentlichkeit zu bringen und für die betroffenen Frauen mehr Rechte durchzusetzen.

Petition lanciert

Die Gewerkschaften tun gut daran, diese Kampagne zu unterstützen, denn illegalisierte Hausarbeiterinnen sind eine der verletzlichsten Gruppen auf unserem Arbeitsmarkt. Die Politik foutiert sich um die Probleme dieses Teils unserer Bevölkerung, Behörden reagieren restriktiv und bürokratisch auf Anfragen um Unterstützung, und unter dem Deckmantel der Bekämpfung der Schwarzarbeit werden die Frauen in die Rechtlosigkeit gezwungen, stigmatisiert und ausgeschafft. Dass unsere Gesellschaft zunehmend auf die Arbeit dieser Frauen angewiesen ist, um überhaupt funktionieren zu können, ist der grosse Skandal bei dieser Geschichte.

Der Bundesrat muss nun endlich in die Pflicht genommen werden. Um dies zu erreichen, wurde im März 2013 eine Petition unter dem Titel «Mehr Rechte für Hausarbeiterinnen ohne Aufenthaltsbewilligung» lanciert. Darin werden zunächst Aufenthaltsbewilligungen für Arbeitnehmerinnen ohne geregelten Status gefordert, aber auch der Sozialversicherungsschutz und der Zugang zu den Arbeitsgerichten ohne Risiko einer Ausweisung. Bis im Februar 2014 sollen möglichst viele Unterschriften gesammelt sein. Alle in der Schweiz anwesenden Personen können eine Petition unterschreiben, auch du.

Christine Goll, Ausbildungsleiterin Movendo, Beirätin der Sans-Papiers-Anlaufstelle Zürich (SPAZ) und Erstunterzeichnerin der Petition

Die Petition kann ­heruntergeladen oder gleich unterschrieben werden auf www.khii.ch.

Unterschriftenbogen über: Verein «Hausarbeit aufwerten – Sans-Papiers regularisieren», Birmensdorferstrasse 200, 8003 Zürich, oder hausarbeit[at]khii.ch.

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