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Pensioniertenvereinigung Bern

Ausflug auf den «Güsche» (Gurten)

Am 6. Juni 2024 unternahmen ein gutes Dutzend Mitglieder der Pensioniertenvereinigung Bern einen Ausflug auf den Gurten. Dies anstelle der ordentlichen Monatssitzung. Bei gutem Wetter und gut gelaunt begaben wir uns in die neue Gurtenbahn. Die Bergfahrt war Teil der Betriebsbesichtigung. An der Bergstation wurde die Schar vom Betriebsleiter, Bernhard Schmocker erwartet und durch die Infrastruktur der Bahn geführt. Nach der Führung von ca. 1 ½ Stunden, ging es in den Gasthof zum verdienten «Höck».

Das nächste Treffen findet am 8. August 24 im Casa d’Italia statt. Das Thema wird dannzumal das Referendum zum BVG sein. Als Referenten konnten wir Walter Langenegger gewinnen. Wir hoffen auf ein reges Erscheinen zu diesem Treffen.

Ueli Schärrer

Präsident

Pensioniertenvereinigung Bern

 

Folgende Informationen stammen von Bernhard Schmocker, dem Betriebsleiter der Gurtenbahn.

Im Jahr 1885 erteilte der Bund die Konzession für die Bahn. Es wurden verschiedene Projekte ausgearbeitet, unter anderem eine direkte Verbindung ab dem Bahnhof Bern. Leider scheiterten diese Pläne aufgrund hoher Kosten, fehlender Investoren und der Tatsache, dass die Kanderwerke keinen Strom liefern konnten. Schließlich gelang es jedoch, die Gurtenbahn für CHF 366’000 zu bauen, und sie wurde am 12. September 1899 in Betrieb genommen. Der Investor der Bahn war der Industrielle Fritz Marti, der früher aus dem Weiler Kosthofen im Seeland stammte und in Winterthur Bahnzubehör vertrieb.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mit den Holzwagen 1900 insgesamt 400 Tonnen und 1901 sogar 1.500 Tonnen Material für das Hotel transportiert. Das Hotel selbst wurde 1901 eröffnet. Nach dem Tod von Fritz Marti im Jahr 1902 erbte Gottfried Marti sowohl das Hotel als auch die Bahn. Anfangs beförderte die Gurtenbahn erfolgreich 102.500 Personen, doch während des Ersten Weltkriegs sank die Zahl auf unter 40.000. Nach Verhandlungen zwischen 1913 und 1926 übernahm die Stadt Bern den Gurten und die Mehrheit an der Gurtenbahn.

Im Jahr 1944 wurden die Holzwagen durch Aluminiumwagen ersetzt, und die Anzahl der Plätze wurde von 60 auf 100 erhöht. Die Fahrzeit verkürzte sich von 7 auf 5 Minuten. Jährlich wurden zwischen 100.000 und 250.000 Personen befördert.

Bis 1966 mussten die Angestellten (die alle in Wabern wohnten) zu Fuß zur Bergstation gehen, um Testfahrten durchzuführen. Abends ging es dann wieder zu Fuß zurück nach Wabern – es sei denn, sie nutzten den von H. Egger gebauten Schienenschlitten. Bei einer Rekordfahrt von weniger als einer Minute (mit einer Geschwindigkeit von gut 100 km/h) war die Eschenholzbremse gefordert.

1966 erfolgte ein weiterer Bahnumbau, bei dem die Kapazität von 850 auf 1.350 Personen pro Stunde erhöht wurde. Die neue Steuerung ermöglichte nun den Arbeitsbeginn an der Talstation.

Mit dem Bahnumbau von 1999 wurden neue Panoramawagen eingesetzt. Bis 1998 durfte das Hotelgelände aufgrund von Einsturzgefahr nicht mehr betreten werden. Die Migros baute den Gurten Park im Grünen auf und investierte CHF 34 Millionen, verlangte jedoch eine leistungsfähige Bahn. Sowohl das Parkhaus als auch die Bergstation wurden neu gebaut. Die Anzahl der beförderten Personen stieg von 400.000 auf 900.000.

Ein wetterunabhängiger Angebotsmix mit Events, Seminaren, Business- und Freizeitangeboten sichert die Zukunft des Gurtenbetriebs. Im Jahr 2015 wurden erstmals über 1 Million Personen transportiert. Aktuell liegt die Anzahl zwischen 930.000 und 1 Million.

Im Jahr 2024 erfolgte die vierte Erneuerung mit einem Investitionskapital von CHF 4 Millionen und einer Bauzeit von 4½ Monaten. Während dieser Zeit wurden mit Eurobussen (im Winter) über 150.000 Personen transportiert. Die Talstation wurde komplett erneuert, energietechnisch optimiert und das gesamte Gebäude barrierefrei umgebaut. Die Biker wurden vom restlichen Besucherstrom separiert. In der Bergstation wurde der Personenbereich für den automatischen Betrieb umgestaltet (Türschließung wie bei Liftanlagen). Die neuen Wagen haben keinen Führerstand mehr, die Steuerung ermöglicht einen unbedienten Betrieb, und die Passagiere haben Selbstkontrolle. Die Wagen werden nun vom Boden bis zu den Dachfenstern durchlüftet, und es gibt keine Heizung mehr. Der Ticketkauf erfolgt bargeldlos über den Webshop, das Smartphone oder den Billettautomaten vor Ort. Die Gurtenbahn ist nun vergleichbar mit dem Trambetrieb, was bei den Fahrgästen gut ankommt.

Die alte Bahn führte rund 600.000 Fahrten durch und transportierte dabei über 22 Millionen Personen. Die Einweihung der Bahn fand am 16. Mai 2024 statt, und am 22. Mai 2024 feierte die Bahn ihr 125-jähriges Jubiläum.

Die Gurtenbahn AG gehört zu 76% der Stadt Bern und ist nicht Teil von Bernmobil. Sie erhält auch keine kantonalen Abgeltungen oder Subventionen. Das Geld muss selbst erwirtschaftet werden: 4 Millionen für den Bahnbetrieb und 600.000 für das Parkhaus. Seit 2014 kommen außerdem die Rodelbahn (als Abgeltung der Trockenschanze bewilligt), im Winter der Skilift und der Betrieb der Schlittelbahn sowie seit 2007 die Downhill-Strecke (bis 2023 wurden 70.000 Bikes transportiert) hinzu. An schönen Tagen besuchen bis zu 30 Schulklassen den Gurten. Das Gurtenfestival erzeugt 13% des Jahresbahnverkehrs bei 4 Tagen Ausnahmebetrieb, 96 Stunden Nonstop-Betrieb mit 320 Fahrten pro Tag und etwa 130.000 beförderten Personen.

Vor dem Umbau waren 19 Vollzeitstellen durch 30 Mitarbeitende besetzt, nun sind es nur noch 14 Stellen, die von 20 Mitarbeitenden abgedeckt werden. Niemandem musste gekündigt werden.

Die Zaungeschichte folgte genau dem üblichen Bewilligungsverfahren. Die Zäune wurden nicht wegen der Tiere errichtet, sondern wegen der Menschen. Bislang verunfallten nur 2 (kranke) Tiere.

Laut Betriebskonzept wird um 6:30 Uhr eine Prüffahrt durchgeführt, und von 7 bis 20 Uhr wird ab dem Kommandoraum betrieben (wegen der Bedienung der Mittelstation). Von 20 bis 24 Uhr erfolgt der vollautomatische Betrieb ohne Personal, einschließlich des Betriebsendes (automatisiertes Lichterlöschen mit Türschließung). Der Betrieb kann von zu Hause aus über ein Tablet gewährleistet werden. Die Wagen fahren nun mit einer Kapazität von 120 Personen, einer Geschwindigkeit von 8 m/s (ca. 30 km/h) und einer Fahrzeit von 3 Minuten ohne Halt sowie 4-5 Minuten mit Halt im Grünenboden. Das ergibt 26.000 Fahrten pro Jahr.

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